ABW CLASSICS

Felix Treiber (*1960)

Missa Lyrica (2005)

nach Gedichten von Dschelaleddin Rumi

für vierstimmigen Chor, Bläser und Schlagwerk

Mystischer Chorgesang

Karlsruher CD-Produktionen (73):Treiber und Bruckner

Sein voller Name gleicht einem Zungenbrecher: Jalal al-Din Ibn Mohammed Ibn Husain al-Rumi. Manche schreiben ihn auch ganz einfach Dschelaleddin Rumi. Geboren wurde der bedeutend Philosoph 1207 in einer türkischen Stadt auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan. Der große Gelehrte setzte sich umfassend mit Islam und Sufismus auseinander, eine Poesie beschwört den Geist derMystik. Das Ideal, das der Weise anstrebte, ist aktueller denn je: Die Vereinigung aller Religionen.

Felix Treiber, der in Stuttgart geborene und in Karlsruhe Iebende Komponist, hat die reizvolle Lyrik Rumis aufgegriffen und zur Grundlage eines Werks gemacht, das die Vision einer religiösen Synthese gleichsam zum Teil verwirklicht: Seine ,,Missa Lyrica" aus dem vergangenen Jahr nutzt, darin dem ,,Deutschen Requiem" von Brahms nicht unähnlich, eine christlich geprägte Form, um sie quasi mit neuem Text zur Überwindung von Gläubensgrenzen zu führen. Die Musik zu der fünfteiligen Missa geht sensibel auf den kontemplativen Ton der mystischen Poesie Rumis ein und setzt sie in mildegebrochener Tonalität um.

Bei der Aufnahme mit dem CoroPiccolo Karlsruhe und Mitgliedern des Landesblasorchesters Baden-Württemberg, die von Christian-Marlkus Raiser dirigiert werden, handelt es sich um einen Live-Mltschnitt vom vorigen Jahr, der Treibers ,,Missa Lyrica" atmosphärisch dicht mit Anton BrucknersMesse e-moll für achtstimmigen Chor und Bläsern verknüpft. Dieses Werk, 1866 zur Einweihung der Votivkapelle des neuen Linzer Doms und anlässlich der Verkündigung des Dogmas der unbefleckten Emffängnis Mariens geschrieben, fordert vom Zuhörer ebenfalls große Sensibilität für subtile harmonische Zusammenhänge und jenen entrückten Ton, den auch Treiber in seiner Messe beschwört. Christian-Markus Raiser führt die beteiligten Ensembles sicher, pointiert und konzentriert durch die vergeistigte Klangwelt dieser Aüfnahme, die nicht zuletzt die sorgfältige Schulung und geschliffene Transpaienz des vor zehn Jahren gegründeten CoroPiccolo vorzüglich belegt. Auch in klangtechnischer Hinsicht ist der Mitschnitt in jeder Hinsicht tadellos gelungen.

 Ulrich Hartmann

 Badische Neueste Nachrichten 19.08.2006

Anton Bruckner (1824-1896)

Messe e-moll

für achtstimmigen Chor und Bläser

(Zweite Fassung 1882)